Regulatorisch
Apr 24, 2025

Transparente Lieferantensicherheit: Kontinuierliche Sicherheitsanalysen entlang der Supply Chain

Viele Unternehmen haben ihre internen Sicherheitsmassnahmen gut im Griff – doch wie steht es um die ihrer Lieferanten? Gerade in komplexen Lieferketten entstehen Risiken dort, wo Dritte eingebunden sind: durch mangelnde Transparenz, unklare Standards oder unzureichende Kontrolle. Auch auf Lieferanten-Zertifizierungen nach ISO 27001 kann man sich nicht ausschliesslich verlassen. Mittlerweilen gibt es viele Unternehmen, welche sich von nicht akkreditierten Firmen zertifizieren lassen. Dies führt entgegen dem eigentlichen Sinn der Zertifizierung dazu, dass die Zertifizierung nicht vergleichbar ist bzw. die zertifizierte Sicherheitsreife unklar ist. Die Bedeutung strukturierter, eigener Lieferanten-Sicherheitsanalysen nimmt deshalb stetig zu und ist Grundlage der unternehmerischen Resilienz.

Transparente Lieferantensicherheit: Kontinuierliche Sicherheitsanalysen entlang der Supply Chain

Sicherheitsrisiken in der Lieferkette – eine unterschätzte Gefahr

Lieferanten sind heute weit mehr als externe Dienstleister oder Zulieferer. Sie sind integraler Bestandteil vieler Geschäftsprozesse – und damit potenziellen Schwachstellen. Unzureichende Sicherheitsmassnahmen bei nur einem Partner können Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen haben – von Betriebsunterbrechungen bis hin zu Datenschutzverletzungen.

Auch das NIST Cybersecurity Framework (NIST CSF) trägt dieser Realität seit 2014 Rechnung. Mit der überarbeiteten Version NIST 2.0 wurde der Fokus auf zwei zentrale Aspekte nochmals verstärkt:

Governance – also klare Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsstrukturen im Umgang mit Sicherheitsrisiken,sowie

Lieferkettenrisiken, die gezielt identifiziert, bewertet und kontrolliert werden müssen.

Lieferantenbewertungen - aufwändig aber unverzichtbar

Ein zentrales Instrument zur Steuerung dieser Lieferkettenrisiken sind strukturierte Lieferantenbewertungen. Doch in der Praxis sind solche Bewertungen oft aufwendig, uneinheitlich und schwer vergleichbar.

Typische Herausforderungen:

  • Fehlende Standardisierung der Fragen und Kriterien
  • Mangelnde Transparenz in der Bewertung und Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen
  • Zeitintensive Koordination mit den jeweiligen Ansprechpartnern beim Lieferanten
  • Schwierigkeiten bei der Dokumentation und beim Vergleich verschiedener Lieferanten

Lieferantenbewertungen dienen dazu, systematisch zu erfassen, wie zuverlässig und sicher ein externer Partner aufgestellt ist. Besonders im Bereich Informationssicherheit geht es darum, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen – bevor sie sich negativ auf das eigene Unternehmen auswirken.

Ein strukturierter Bewertungsprozess bietet folgende Vorteile:

  • Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen
  • Erfüllung regulatorischer Anforderungen und interner Standards
  • Früherkennung potenzieller Risiken oder Compliance-Lücken
  • Strategische Grundlage für die Evaluierung und das Management von Partnern

Lieferantenbewertungen sind kein einmaliger Check

Eine strukturierte Bewertung ist ein wichtiger Schritt – aber kein einmaliger. Denn Partnerschaften entwickeln sich weiter: Dienstleister führen neue Technologien ein, wechseln Personal oder verlieren Zertifizierungen. All das kann das Sicherheitsniveau verändern – und damit das Risiko für Ihr Unternehmen.

Deshalb sollte die Bewertung Teil eines kontinuierlichen Sicherheitsprozesses sein.

Empfehlenswert sind:

  • Regelmässige Re-Assessments, z. B. jährlich oder anlassbezogen
  • Automatisierte Erinnerungen, um Informationen aktuell zu halten
  • Eskalationsprozesse, wenn Rückmeldungen ausbleiben oder Risiken erkannt werden

Tools wie fortControl unterstützen durch Versionierung, automatische Historienführung und Reporting – so behalten Sie auch über Jahre hinweg den Überblick über Ihre Lieferantenlandschaft.

Digitale Tools als Unterstützung: Ein Blick auf fortControl

Moderne Tools können helfen, den Prozess der Lieferantenbewertung zu strukturieren und zu vereinfachen. fortControl ist ein Beispiel für eine Plattform, die darauf ausgelegt ist, Sicherheitsbewertungen von Lieferanten effizienter zu gestalten. Auf Basis standardisierter oder individuell angepasster Fragekataloge lassen sich Informationen zu Sicherheitsstandards, Zertifizierungen, angebotenen Leistungen und weiteren Aspekten zentral erfassen.

Der Vorteil liegt in der Transparenz: Ergebnisse sind vergleichbar, können visuell dargestellt werden (etwa per Spinnengrafik) und direkt mit konkreten Massnahmen verknüpft werden. So entsteht ein durchgängiger Überblick, der sowohl aktuelle Bewertungen als auch historische Entwicklungen sichtbar macht.

Auch die Kommunikation mit Lieferanten wird erleichtert – über digitale Fragebögen, die direkt ausgefüllt und zurückgesendet werden können. Das spart Zeit und reduziert Missverständnisse.

Struktur schafft Sicherheit

Die Bewertung von Lieferanten ist längst keine optionale Aufgabe mehr, sondern ein wesentlicher Bestandteil jeder Sicherheitsstrategie. Wer in der Lage ist, Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu steuern, erhöht nicht nur die eigene Resilienz, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit.

Ob durch selbst entwickelte Verfahren oder durch den Einsatz spezialisierter Tools: Entscheidend ist, dass Unternehmen eine klare Struktur schaffen, ihre Anforderungen definieren und die Ergebnisse konsequent in ihre Entscheidungsprozesse einbinden. Denn eines ist sicher – die nächste Schwachstelle liegt womöglich nicht im eigenen System, sondern in der Lieferkette.

Rolf Wagner

Rolf Wagner

Information Security Management enthusiast.